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Zuviel als Phänomen
Schreiben und Lesen sind selektive Tätigkeiten. Fast alles könnte auch anders formuliert, das Meiste auch anders verstanden werden. Diese Kontingenz und Maßlosigkeit der Sprache begleitet die Literatur seit ihren Anfängen. Das Problem des Zuviel entwickelt Begriffe und Methoden, mit denen sich das informationelle, textuelle und semantische Zuviel bewältigen lässt. Große Datenmengen prozessieren wir heute informatisch. Doch in der Konstruktion und Interpretation solcher Prozesse treffen wir auf philosophische und poetologische Fragen, die Schreibende seit Jahrhunderten bearbeiten. François Rabelais und Michel de Montaigne lebten und schrieben ihre Werke im 16. Jahrhundert, inmitten einer Medienrevolution, die der unseren nicht unähnlich war. Ihre Verfahren, die dieses Buch bestimmt und verallgemeinert, gelten für heutiges Schreiben und Lesen noch immer.
„… ein entscheidender Beitrag zur Literaturtheorie.“
Tiphaine Samoyault, Université Sorbonne Nouvelle
„Hochgradig originell … ein Essay im nobelsten Sinn.“
William Marx, Collège de France
Tobias Haberkorn studierte Literaturwissenschaft und Philosophie an der École des hautes études et sciences sociales und an der Freien Universität Berlin. Er hat Theaterstücke und Essays ins Deutsche übersetzt.