Aus dem Französischen von Stefan Lorenzer
Im November 2019 spricht Paul B. Preciado vor 3.500 Psychoanalytiker*innen an der École de la Cause freudienne in Paris. Vor einem Berufsstand, der ihn als »geisteskrank« und »genderdysphorisch« diagnostiziert, zitiert er Kafkas »Bericht für eine Akademie«, in dem ein Affe erklärt, dass die menschliche Sprache und Subjektivität, die er erlernt hat, für ihn nur ein neuer Käfig sind.
Preciado, dem hier der Käfig des »Mutanten« zugewiesen ist, hat gar nicht vor, die Transphobie oder Homophobie der Gründer der Psychoanalyse anzuklagen. Er will die ideologische Verstrickung des binären sexuellen Regimes mit der Kolonialzeit aufzeigen und darlegen, wie dieses Regime in einer Zeit, die über neue Körper- und Reproduktionstechnologien verfügt, obsolet geworden ist. Psychologische und psychoanalytische Praktiken müssen sich ändern, um vielfältigen Lebensformen gerecht zu werden und Wissensordnungen herauszubilden, die den Körper nicht länger auf heterosexuelle Reproduktion reduzieren und dadurch heteropatriarchale und koloniale Gewalt legitimieren.
Unter Schmähungen und Buhrufen muss Preciado seine Ansprache vorzeitig beenden. Seitdem kursieren Filmaufnahmen und transkribierte Fragmente seiner Rede im Internet. Ich bin ein Monster, das zu euch spricht gibt den vollständigen Originaltext in deutscher Übersetzung wieder.
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»Dieses kurze Buch ist mächtig, gefährlich und wichtig.«
– Jack Halberstam, Autor von Trans*: A Quick and Quirky Account of Gender Variability
»Gestützt auf Jahrzehnte radikaler trans-Theorien, unterzieht Preciado das psychoanalytische Establishment einer beißenden Kritik. Der Paradigmenwandel, den er einfordert, wirkt weit über die Psychoanalyse hinaus. Ich bin ein Monster drängt sein Publikum, politisch zu denken, und verleiht zuvor ausgegrenzten Stimmen neue Macht.«
– Juliet Jacques, Autorin von Variations
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Paul B. Preciado ist Philosoph, Schriftsteller und Kurator. Er gehört zu den wichtigsten Stimmen der politischen Theorie des 21. Jahrhunderts. Seine wissenschaftlichen und journalistischen Interventionen sowie seine Bücher Kontrasexuelles Manifest (2000), Testo Junkie: Sex, Drogen und Biopolitik in der Ära der Pharmapornographie (2008), Pornotopia (2011), Ein Apartment auf dem Uranus (2011) und Dysphoria Mundi (2022) haben das gegenwärtige Denken über Gender, Sex und Körperlichkeit entscheidend geprägt.
Stefan Lorenzer übersetzt Sachbücher und Essays aus dem Englischen und Französischen. Er hat unter anderem Jacques Derrida und Thomas Piketty ins Deutsche übertragen.